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Von Ohrwürmern bis Poetryslam

Bzgl. einer Teilnahme beim „Herbstforum Altbau“ am 23. November in Stuttgart zweifelte ich zunächst, las sich das Programm doch etwas wild zusammengewürfelt: „Neues Wohnen in der Stadt“ – Soziologische Zeitdiagnose zum Wandel des Wohnens“ (vorgestellt von der einzigen Soziologin, die an einem Architekturlehrstuhl Wohnsoziologie unterrichtet), „Lebenszyklusanalysen“ und „worauf es im Bestand ankommt“ oder „der Klimawandel aus gesundheitlich-medizinischer Sicht und die Rolle der Akteure …“ Wer einige der Referenten zudem schon kannte oder regelmäßig Vorträge aus dem einen oder anderen Bereich verfolgt, dachte ggf. zunächst wie ich, alles Altbekanntes …

Aber wie es dann doch meist so ist, genaue Inhalte lassen sich vorab nie herauslesen. Und Vorträge werden erst lebendig und einprägsam durch gute Redner. Diesbezüglich hatten die Veranstalter nicht nur ein glückliches Händchen, sondern bewiesen bei Auswahl und Briefing einen klugen und bewahrten bei der gesamten Organisation einen kühlen Kopf, stellen hybride Formate die Gastgeber doch immer vor besondere Herausforderungen … Erst recht, wenn nach jedem Vortrag Fragerunden aus dem Publikum vor Ort und jenen im Büro oder zuhause hinter ihren Bildschirmen über Chats zugelassen sind.
Dabei trat die hochprofessionelle Ausgestaltung (sicher das Ergebnis zeitaufwendiger und sorgfältiger Planung) dezent in den Hintergrund, obwohl gerade sie es war, die den Tag auflockerte und bereicherte. Bekannte Ohrwurm-Songs etwa verwiesen durch ihre Refrains auf die nächsten Vortragsinhalte und schufen automatisch gute Laune – ein überraschend gut funktionierender Themeneinstieg. Hervorzuheben ist außerdem der nachmittägliche, lyrische Exkurs durch den Poetryslammer Rainer Holl, eine gelungene Ode an das Berufsbild des Energieberaters. Sehen- und hörenswert sowie abrufbar über den Youtube-Kanal von Zukunft Altbau (externer Link):
https://youtu.be/OqDJTh5rGWY, weitere Vorträge des Herbstforums 2022 über https://www.zukunftaltbau.de/fachleute/veranstaltungen/herbstforum-altbau

Zudem wurde aus allen erdenklichen Bereichen „fachmännisch“ auf immer wieder die eine, dringende Notwendigkeit geblickt, nämlich die Klima- und Bauwende so rasch wie möglich umzusetzen. Das Publikum musste davon anscheinend erst gar nicht mehr überzeugt werden, bekam aber sowohl argumentativ Unterstützung (Vortrag vor allem des Mediziners Christian Schulz oder des Architekten Arne Steffen) als auch viele Hinweise und Tipps aus dem Energieexpertenalltag (zu „Wärmepumpen im Gebäudebestand“ seitens Carsten Herbert oder zum Thema Gründach und Photovoltaik seitens Katrin Löning). 
Am Ende der Konferenz ließ sich so nicht nur ein abwechslungsreiches, ausgewogenes Programm konstatieren, sondern doch auch ein roter Faden erkennen, der alles und alle miteinander verband, die Dringlichkeit beim Ressourcenschutz. Fazit: Erwartungen übertroffen.